Olaf Kunde vous présente ci-dessous le résumé de sa thèse, en allemand :
Fotojournalismus - Eine systematische Aufarbeitung der Literatur
Resümee
Der moderne und ambitionierte Fotojournalismus wurde zu einem Medium der humanistischen und realistischen Inhalte in den Massenmedien. Der Mensch in allen Ausprägungen des Lebens stand und steht im Zentrum seines Interesses. Er richtete sich in Anbetracht seiner ambitionierten und engagierten Vertreter nicht an die Bedienung der Masseninstinkte, sondern an das Individuum in der Masse. Der moderne Fotojournalismus stellt einen Ausdruck der kulturellen ´Wanderbewegungen´ der Moderne in der Welt des 20. Jahrhunderts dar, ausgehend von Europa. Ausgelöst wurden diese Bewegungen, diese Welle des Neuen durch den ständigen Zwang der Emigration von Intellektuellen und Künstlern durch die wirren politischen Verhältnisse und zwei Weltkriege. Die große Wanderungswelle bewegte sich von Osteuropa über Berlin nach Paris und schliesslich nach New York, den Kunst - und Kulturhochburgen des 20.Jahrhunderts. Diesen Weg zeichnet auch die stationäre Entwicklung des modernen Fotojournalismus ab den 20er Jahren nach, wie sich dies in den Kapiteln meiner Arbeit nachvollziehen lässt. Er hat diesen Weg nehmen müssen. Später in der Nachkriegszeit verlagert sich der Schwerpunkt des Fotojournalismus wieder mehr in Richtung Europa.
Die historische Entwicklung des Fotojournalismus kann in drei Hauptzyklen mit einer Vorphase, die für ihn den Nährboden bereitete und einige historische Vorläufer aufweisen kann, eingeteilt werden. Die Einordnung des Fotojournalismus in drei historische Entwicklungsphasen gleicht, wie so viele andere Dinge auch in der Natur, Kultur, Gesellschaft, Politik, einem ´evolutionären´ Prozess, in dem Entstehungsbedingungen, Geburt, Höhepunkt und Niedergang einander ablösen.
Die Vorphase beginnt kurz nach der Erfindung der Fotografie, verteilt sich auf einzelne historische Vorläufer und Frühformen des späteren Fotojournalismus in den USA und Europa. Sie setzt sich fort bis zu den Aufbruchs- und Veränderungsjahren der ´Goldenen 20er Jahre´ in allen Bereichen der Gesellschaft bedingt durch die Auswirkungen des 1.Weltkriegs. Besonders wirken die neuen Kräfte der ´Moderne´ in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik Ihre Einflüsse aus Kunst, Technik, Wissenschaft usw. stellen sich als wesentlich und wegbereitend heraus für das Entstehen des modernen Fotojournalismus in Deutschland. Der Fotojournalismus ist ein Kind der Moderne.
Die 1.Phase des modernen Fotojournalismus beginnt 1928 und endet aber abrupt mit der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933/34. Die Geburt, Blütezeit und Ende des modernen Fotojournalismus in Deutschland spielte sich in dieser kurzen Zeitspanne ab. Dessen Akteure sind umfassend in den Kapiteln 2 und 3 untersucht worden. Es folgt die fast komplette Emigration der Vertreter dieses deutschen Phänomens des Fotojournalismus. Es gibt danach weitere Ausprägungen und Weiterführungen in Frankreich (Paris) und Großbritannien mit Hilfe der Emigranten aus Deutschland.
Die 2.Phase vollzieht zwischen 1935 bis zu den 50er Jahren. Die Exilanten tragen den von ihnen geprägten modernen Fotojournalismus in alle Welt und zumeist in die USA nach New York. Mit der Aufbauhilfe der Emigranten vollzog sich ab dem Jahr 1936 bis circa 1950 in den USA Gründung, Entwicklung und Aufstieg des berühmten Magazins LIFE. Ein wichtiges Datum innerhalb dieser Ära des Fotojournalismus repräsentiert die Gründung der Fotoagentur Magnum, die eine Organisationsform und Grundlage für einen unabhängigen, engagierten Fotojournalismus bis zum heutigen Tag bietet. Die humanistisch geprägte Live-Fotografie beginnt sich weltweit durchzusetzen.
Innerhalb der 3.Phase ab den 50er Jahren zeichnet sich ein langsamer Prozess des Niedergangs des Fotojournalismus in der ganzen Welt ab. LIFE entwickelt sich zu einem Mediengiganten, zu einem unbeweglichen und abhängigen Koloss. Eine Station dieses Abstiegs bildet der Konkurs von LIFE. Diese 3.Phase des Fotojournalismus gestaltet sich noch offen in ihrem Verlauf, ob nun weitere Stagnation, Degenerierung und eventuelles Ende oder Wiederauferstehung folgen werden. Die neueren und aktuellen Tendenzen des Fotojournalismus und seine sich vollziehende Digitalisierung lassen viele Fragen in Bezug seiner Zukunft und der Fotografie überhaupt aufkommen. Heute stellt sich diese Frage hinsichtlich des Einzugs der Digitalisierung in den Fotojournalismus. Die existentielle Frage des Fortbestands wird die Zukunft beantworten: Entweder es gelingt dem Fotojournalismus die Anpassung an veränderte Bedingungen und Strukturen oder es folgt sein allmähliches ,Aussterben'. Eine Beurteilung vom Ausgang dieses Prozesses würde sich sehr im Vagen bewegen.
Die Kamera ist objektiv, der Fotograf ist (in seinem Denken und Handeln) subjektiv. Einige Protagonisten des Fotojournalismus bestreiten dies, wie Tim N.Gidal: " In der modernen Fotoreportage wird keine persönliche Note durch vorgefaßte Formgestaltung erstrebt". Aber ich denke, das ist genügend widerlegt in dieser Arbeit. Eine gewisse subjektive Deutung des Tatsächlichen im modernen Fotojournalismus findet immer statt anhand des visuellen Verstärkens einer Situation durch die Einbeziehung grafischer oder geometrischer Elemente, durch bestimmte Ausschnitte oder durch die verrätselten ´privaten Realitäten` der Fotojournalisten. Das ist einfach nicht zu leugnen. Die pure Erfindung oder Inszenierung einer Situation jedoch, die sich nicht von allein so ergeben hätte, ist im ambitionierten Fotojournalismus verpönt. Diese Einstellung stellt einen Ehrenkodex in diesem Genre der Fotografie dar, anders sieht die Sachlage bei den ´Paparazzis´ aus, wo jene abgelehnte Arbeitsweise zur ´Normalität´ gehört.
Die Geschichte des ambitionierten und engagierten Fotojournalismus macht eines deutlich, wenn es um Menschen in allen denkbaren schwierigen Situationen des Lebens und deren fotojournalistischer Darstellung geht, wirken und sind kritische Zeugnisse stets subjektiver. Für die engagierten Fotojournalisten wie W. Eugene Smith, Cartier-Bresson, Salgado u.v.a. war es kein störender Widerspruch einerseits Verständnis für ihre Motive aufzubringen und andererseits mit der auferlegten Rolle des immer objektiven Berichterstatters in der amorphen, subjektiven ´Realität´ der Welt zurecht zu kommen. Gisele Freund bezeichnete diese Vereinnahmung des Fotojournalismus als auferlegte ´Scheinobjektivität´.
Der ´Fotojournalismus´ beinhaltet und vereinigt die folgenden Attribute, die ihn charakterisieren können: ´historisch´, ´realistisch´, ´tatsachenorientiert´, also ´dokumentarisch´, ´informativ´ aber ebenso ´gestalterisch´ und ´subjektivisch´. Der Fotojournalismus vermittelt in erster Linie den tiefen Respekt vor dem Tatsächlichen, der sich mit der idealistischen Vorstellung verbindet, " ... jene im Grunde subjektive Deutung der Welt ..." , in der wir existent sind, fotografisch darzustellen, wie sie in den Ausprägungen des Fotojournalismus wie der Live-Fotografie zum Ausdruck kommt. Der Fotojournalismus versinnbildlicht ein visuell erhelltes und unter Umständen erhellendes Paradox zwischen den Polen der Objektivität und Subjektivität innerhalb unseres des Daseins.
Der moderne Fotojournalist nimmt teil und mißt die Sicht auf die Welt mit außergewöhnlichen Perspektiven und Augenblicken, die nur diese besonders ´geschulten´ Augenmenschen wahrnehmen. Dadurch begegnen sich in ihren Fotos und Fotoreportagen das objektiv Konkrete und der subjektiv wahrgenommene Moment im Alltag. Gerade, dies ist es, was den interessierten Betrachter erstaunen und manchmal erschauern lässt. Das Foto vermag und das ist sein großer Vorteil gegenüber dem Film - oder Fernsehbildern uns festzuhalten in seiner Präsenz.. Es ist zwar gewesen aber es verschwindet nicht vor unseren Augen. Edouard Boubat, ein französischer Fotojournalist, hat gesagt: "Der Photograph, der wahre, erfaßt vor allem das Unsichtbare - dieses Unsichtbare, das die Wirklichkeit umstellt".
In Anbetracht der neuen digitalen Möglichkeiten im Bereich des Fotojournalismus kann nur die Hoffnung gehegt werden, dass der bis jetzt zeitlose Fotojournalismus auch diesen Wandel souverän übersteht, in dem er die Neuerungen vorteilhaft für sich nutzt und benutzt..